Was wollen wir denn noch? Selbstverständlich sein, selbstverständlich leben!
Wie häufig sind wir mit der Frage konfrontiert, welche Rechte wir uns noch erkämpfen wollen? Sind wir nicht bereits jetzt gleichberechtigt? Ist es tatsächlich weiterhin notwendig auf die Straße zu gehen, wenn wir sogar schon heiraten dürfen? Feiern wir nicht eigentlich nur eine große Party und zelebrieren uns dabei selbst viel zu sehr? Schon oft haben wir diese Phrasen gehört.
Aus diesem Grund stellen wir diese Fragen um. Was wollen wir denn tatsächlich noch? Unsere Antwort lautet: „Selbstverständlich sein, selbstverständlich leben!“. Es ist nicht weniger als das und am Ziel angelangt sind wir damit noch lange nicht.
Man möge es als eine Utopie abtun, aber wir alle wünschen uns eine Zukunft, in der sich niemand mehr outen muss. Wir wünschen uns ein Leben, welches wir mit allen Facetten selbstbestimmt führen können. Die Art unserer Existenz soll dabei in ihren Grundsätzen nicht in Frage gestellt werden. Sie sollte bestenfalls nicht einmal abhängig von der Billigung anderer Personen sein. Unser Wunsch ist es, so divers wie wir sind als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden.
Wann ist dieses Ziel erreicht?
Unser Ziel ist erreicht, wenn queere Jugendliche in der Schule einen diskriminierungsfreien Raum vorfinden und queere Menschen aufgrund ihres Daseins keine Angst mehr vor Gewalt haben müssen. Dafür müssen Stereotype endlich aufgebrochen und nicht mehr ungefragt reproduziert werden. Dem Ziel kommen wir näher, wenn ein diskriminierungsfreies Selbstbestimmungsgesetz ebenso gesetzlich verankert ist, wie ein Abstammungsrecht für alle. Wir kommen ihm näher, wenn der Schutz der sexuellen Orientierung im Art. 3 des Grundgesetzes mit aufgeführt wird.
Wenn Vielfalt als Mehrwert und nicht als Bedrohung für die Gesellschaft verstanden wird, haben wir viel erreicht. Für all diese Themen gehen wir als LGBTIQA+-Community weiterhin auf die Straßen, um zu demonstrieren.
Erhalt der Demokratie von elementarer Bedeutung
Unser Blick ist dabei nicht nur auf vermeintliche Utopien gerichtet. Die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und Weltweit bereiten uns große Sorgen. Wir blicken auch mit Sorge auf die kommenden Europawahlen und entsprechende Wahlergebnisse. Mit Angst registrieren wir steigende Gewalttaten gegen LGBTIQA+ und eine Verrohung der Debattenkultur. Wir nehmen einen bedenklichen Rechtsruck wahr, der sich bereits jetzt im Sprachgebrauch der Mitte der Gesellschaft widerspiegelt. Auch gegen diesen wollen und müssen wir mit unserer Demonstration Zeichen setzen. Letztlich sind es die demokratischen Werte und die im Grundgesetz verankerten Rechte, die unser Leben schützen. Diese Werte und Rechte gilt es mit aller Macht zu verteidigen.
„Ich bin erst frei, wenn alle frei sind“
Die Kernbotschaft dieses Zitats ist von immenser Bedeutung, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Queere Fragestellungen müssen zwingend aus dem Blickwinkel mehrfach marginalisierter Gruppen betrachtet werden. Als Community müssen wir uns dabei zwingend hinterfragen. Wie schaffen wir es tatsächlich für alle gemeinsam einzustehen und wie können wir gewährleisten, dass zumindest unsere eigenen Schutzräume frei von Diskriminierung sind? Wie schaffen wir es weiterhin im Gespräch zu bleiben und als Community die unterschiedlichen Interessen einheitlich zu vertreten? Für diese Fragen müssen wir gemeinsame Antworten finden.
Motto-Workshop als Auftakt für das Jahr 2024
Am vergangenen Sonntag haben wir innerhalb eines Workshops mit zehn Personen am Motto gefeilt. Hierbei handelte es sich teils um Vereinsmitglieder und teils um interessierte Personen aus der Community. Innerhalb des Workshops haben wir den Teilnehmer*innen die Frage gestellt, welche Themen sie derzeit beschäftigen. Die daraus herausgearbeiteten Themenfelder waren: „Unsere Rolle und Sichtbarkeit innerhalb der Gesamtgesellschaft“, „aktueller Rechtsruck / Erhalt der Demokratie“ und „gemeinsamer Umgang innerhalb der Community“. Nach einer Aufteilung in Kleingruppen in der nächsten Phase, haben diese sich mit der Erstellung themenbezogener Mottos befasst. Zum Schluss wurden die Ausarbeitungen präsentiert und sich im Konsens auf unser Jahresmotto geeinigt.
Als offizielle Veranstaltung stellte der Workshop zur Findung des Mottos den Jahresauftakt für das Team Orga-Bremen dar. Unabhängig davon sind wir aber bereits jetzt voll im Orga-Modus. Erste Planungen zur Route und zum Kundgebungsplatz werden genauso erstellt, wie Ideen für das Bühnen- und Rahmenprogramm entwickelt werden. Für all diese Aufgaben suchen wir weiterhin tatkräftig nach Unterstützer*innen. Meldet Euch also jederzeit bei uns, wenn ihr mit anpacken wollt. Es gibt noch viel zu tun, bis wir am 24. August unter dem Motto: „Was wollen wir denn noch? Selbstverständlich sein, selbstverständlich leben!“ in Bremen demonstrieren werden. Wir gehen alle Aufgaben mit großer Freude an.