Team Queer Fischtown

In Bremerhaven ist das queere Leben vielfach schwer. Es gibt nahezu keine queere Infrastruktur, abgesehen von der Jugendgruppe PRISM, die sich im Haus der Jugend trifft. Aber was, wenn man über 24 ist? Für Jugendliche zu alt, für Erwachsene noch zu jung; und in der Seestadt gibt es keine Möglichkeiten, zu zeigen, dass es uns – die relativ junge queere Community – gibt. Und so hat sich die Gruppe Queer Fischtown gegründet.

Was genau machen wir als Team Queer Fischtown?

Wir möchten Bremerhaven mitgestalten. Bremerhaven muss sich im Queerpolitischen wandeln und ganz besonders für queere und junge Menschen. Um das zu erreichen gehen wir 2 Wege.

Zum einen stellen wir seit 2021 ein Mitglied aus Bremerhaven im queerpolitischen Beirat und können damit auch an die Belange queerer Bremerhavener*innen auf Landesebene erinnern.

Und zum anderen wollen wir mit mehreren größeren und kleineren Aktionen über das Jahr verteilt für Sichtbarkeit der queeren Community hier vor Ort in Bremerhaven zu sorgen. Ob es unsere “Bunte Fische Aktion” im Frühsommer 2020 auf dem Willy-Brandt-Platz oder der “Transgender Day of Remembrance” (TDoR) im Spätherbst 2020 war, wichtig ist, dass wir uns gemeinsam als Team Aktionen einfallen lassen wollen, organisieren und mit viel Spaß durchführen und damit für die Sichtbarkeit der queeren Menschen in Bremerhaven einstehen.

Was wollen wir erreichen?

Obwohl Bremerhaven zum Bundesland Bremen gehört, wird “Fischtown” immer wieder vergessen oder nur mitgemeint. Es gibt fast keine Institution, an die man sich wenden kann, wenn man Hilfe bei queeren Problematiken benötigt – und es hat auch nicht jede*r den Mut, zum Gesundheitsamt zu gehen, in welchem es für queere Menschen nur eine AIDS-Beratung gibt. Also ist der einzige Weg zu einer Beratung die Fahrt nach Bremen.

Für queere Belange wird es uns schwer gemacht, Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Das muss dringend geändert werden! Deshalb ist unsere Aufgabe, die Sichtbarkeit der queeren Community im Bremerhavener Umland zu erhöhen.

Welche konkreten Punkte setzen wir um?

Zwei Sachen sind uns – als queere Menschen – hier in der Seestadt aufgefallen.

1. Bremerhaven braucht dringend queere Beratungsangebote

Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es nur in Bremen Beratungsstellen. Für sozial schwächere queere Menschen ist es aber nicht zwangsweise günstig und einfach, “mal eben” mit Bus und Bahn nach Bremen zu fahren, um sich von Fachpersonal helfen zu lassen; von der Dauer der Fahrt mal ganz abgesehen!

Ein kurzes Beispiel, damit verständlich gemacht wird, warum dies eine Problematik darstellt: Wenn sich z. B. eine Person aus Leherheide in Bremen beraten lassen möchte, braucht sie etwa eine halbe Stunde Busfahrt bis zum Bahnhof + eine Stunde Zugfahrt nach Bremen + etwa 20 Minuten Straßenbahn in Bremen, um an ihr Ziel zu kommen. Das macht insgesamt einen Aufwand von ca. zwei Stunden für eine Anreise. Die Beratung dauert vielleicht eine halbe Stunde, und die Rückfahrt steht dann auch noch bevor… Viereinhalb Stunden Aufwand für ein Beratungsgespräch findet das Land Bremen anscheinend angemessen. Wir finden, dass das anders gelöst werden muss. Kurzum: Wir brauchen queere Beratungsangebote in der Seestadt, die barrierefrei und zentral gelegen sind!

2. Das queere Leben in Bremerhaven muss attraktiver gestaltet und sichtbarer gemacht werden.

Nicht nur, dass es in Bremerhaven keine Beratungsstellen gibt. Nein, nein! Wir haben noch ein Problem: Sichtbarkeit und Veranstaltungen.

Ja, auch wenn Corona gerade ein riesiger Teil in unserem Leben ist, der einschneidende Veränderungen mit sich bringt, sind Veranstaltungen ein wichtiger Punkt für die queere Szene. Aber an solchen mangelt es uns erheblich. Es gibt zwar zwei queere Kneipen, aber das Alter des Publikums, das dort verkehrt, ist selten etwas für junge, bzw. jüngere queere Menschen und führt dann dazu, dass diese den beiden Etablissements fernbleiben.

Die schlechte abendliche Zugverbindung (bzw. nachts fährt ja gar kein Zug mehr aus Bremen nach “Fischtown” oder umgekehrt) verpflichtet Partygänger*innen in Bremen dann, entweder die Nacht durchzumachen oder kurz vor 1 Uhr den letzten Zug nach Hause zu erwischen. Beides ist uncool und könnte sich ändern, wenn wir sichtbar machen, dass wir auch in Bremerhaven existieren. Wenn wir schon nach Bremen müssen, dann doch bitte auch so, dass die Möglichkeit besteht, selbstständig zu entscheiden, wann man nach Hause möchte und das nicht an Fahrplänen festmachen zu müssen.

Was ist also die logische Konsequenz? Wir müssen zeigen, dass es uns gibt, zeigen, dass Bremerhaven auch eine bunte Stadt ist und es dementsprechenden Handlungsbedarf gibt. Warum haben die Stadthäuser keine Regenbogenfahnen zum Pride Month 2020 gehisst? Warum gibt es in Cloppenburg einen CSD, aber in Bremerhaven nicht, obwohl wir hier deutlich mehr Einwohner*innen haben? Warum spricht keiner darüber, dass seit den 1980ern in “Fischtown” in puncto “schwule Szene” nichts mehr passiert ist?

Es gab hier einmal buntes Leben, aber im Grau der 1990er ist das verloren gegangen und nach Bremen oder in noch entferntere Städte abgewandert. Das sollte sich ändern, finden wir. Long story short: Bremerhaven muss sich deutlich sichtbarer zu queeren Themen positionieren und diese auch für die Jugend attraktiv gestalten!

Wie kannst Du Dich im Team Queer Fischtown einbringen?

Zurzeit macht Corona es uns mit seinen Mutationen sehr schwer, sich persönlich zu treffen, weshalb wir uns vorerst dazu entschieden haben, unsere Treffen in Online-Videokonferenzen abzuhalten. Sobald es die Situation ermöglicht, werden wir uns mit entsprechendem Abstand und Lüftungskonzept wieder im Haus der Jugend treffen.

Wenn Dein oder Euer Interesse geweckt ist und Du/Ihr bei uns mitmachen wollt, schickt uns gerne eine Nachricht auf Facebook, eine DM bei Instagram – oder ihr schreibt uns eine E-Mail an queer.fischtown@csd-bremen.org

Wir nehmen dann schnellstmöglich den Kontakt mit Dir/Euch auf und freuen uns, mit Deiner/Eurer Unterstützung die queere Community in Bremerhaven sichtbarer zu machen!